Dem Ursprung dieser Bildergeschichte liegt der Beruf meines Vaters zu Grunde. Er, der Hutmacher, hatte Jahrzehnte lang sein eigenes Hutgeschäft, fertigte die Hüte selbst an und belieferte die huttragende Gesellschaft mit edlen Kopfbedeckungen. Doch die Mode schlug ihm ein Schnippchen. Hüte tragen war plötzlich nicht mehr „up to date“. Aus der finanziellen Notlage heraus musste mein Vater noch in fortgeschrittenem Alter die geliebte Selbstständigkeit aufgeben und sich als Gehilfe in der damaligen Huthochburg um Hägglingen verpflichten.
Viele Jahre später, mein Vater selig würde es freuen, entdeckte ich zufällig die wieder auferstehende Hutwerkstatt von Julian Huber. Mutig, mit Hilfe seiner Schwester und seiner Mutter, übernahm dieser die Hutwerkstatt seines Onkels. Die Zeit scheint reif, dass sich namhafte Künstler und andere wichtige Personen aus dem öffentlichen Leben wieder mit einem Hut schmücken. Mit Innovation und unermüdlicher Marketingarbeit findet er neue Absatzmärkte und belebt das alte Handwerk mit neuem Charme.
Also vereinbare ich mit Julian einen Termin, um seine Produktionsstätte in Bilder zu bannen und Erinnerungen an meine Kindheit neu zu erwecken. Mit dem Eintritt in die Werkstatt werde ich in vergangene Zeiten zurück geworfen. Es sieht alles aus, wie in der Werkstatt meines Vaters, in der ich als Kind so manche Stunde verbringen durfte. Die Maschinen sind teilweise über hundert Jahre alt. Die Holzformen, die Appretur, der Dampf, die Zeit scheint stehen geblieben. Und doch – in diesem beschaulichen Atelier werden hochwertige Materialien bearbeitet, geformt, genäht und mit Bändern bestückt. Wenn sie dann im Ausstellungsraum auf die Modellköpfe gesetzt sind und die Besucher in Verzückung versetzt haben, dann ist der Moder der alten Zeit verflogen. Modisch, modern, wohl geformt, in pfiffigen Ausführungen, stehen sie zum Verkauf bereit.
So bin ich bei meinem Besuch in der Vergangenheit eingetaucht und habe gleichzeitig die Verbindung zur Moderne gefunden. Auch ich habe drei neue Hüte erstanden, die nun des Öfteren mein Haupt schmücken – ein Gruss an meinen Vater, ihn freut‘s gewiss!
«Nur wer mit Liebe mäht, mäht richtig“, sagt Hansjörg von Kanal, graumelierter Rauschebart, olivgrüner Filzhut und ein blaues Hemd, das über dem Bauch spannt. Und wenn von Känal „LIEBE“ sagt, dann meint er genau das: LIEBE. Wohl kein anderer ist der Sense so verfallen wie der gebürtige Berner Oberländer aus dem luzernischen Gunzwil, der in seinem Leben schon in vielen Berufen tätig war. Gelernt hat er eigentlich Bauer. Heute ist er einer der letzten Sensenmacher der Schweiz. Seiner Leidenschaft für die «Sägese» hat er quasi ein zweites Leben zu verdanken: jenes als mähender, wetzender, dengelnder, konstruierender, und ja, auch das: dozierender Rentner. Hansjörg von Kanal hat sich nämlich zur Koryphäe der Sense gemäht, in der ganzen Schweiz und halb Europa kennt man ihn mittlerweile, von Kanal, der charismatische Botschafter, wie er Werbung macht für das jahrhundertealte Werkzeug. Mit seinen Kursen. Mit seiner Werkstatt.
Und so besuche ich Hansjörg, ausgerüstet mit meiner Kamera in seiner Wirkungsstätte in Gunzwil (LU). Wer glaubt, er könne da kurz „reinschauen“, der kennt die Erzählkünste des passionierten Sensenmannes nicht. Mit seinen rollenden Augen, der tragenden Stimme und den ausladenden Gesten zieht er den Zuhörer in Bann. Wenn er von der Entstehung regional abweichender Sensen berichtet, seine Herstellungstechniken erklärt und über so manche Sensengeschichte zu fabulieren beginnt, dann spürst du, was echte Leidenschaft ist. Und so lausche ich gespannt seinen Erzählungen und Ausführungen und halte meine Eindrücke in Bildern fest.
Die alte Dame ist bereits über 70 Jahre alt – und rüstig wie ein Teenager, zu jedem Höhenflug bereit. Schon lange habe ich mich gefreut, sie persönlich kennen zu lernen. Höchst respektvoll erweise ich ihr die Ehre und steige ein zum einmaligen Fotoflug.
Eindrucksvoll dröhnen die drei Sternmotoren und bringen die Wellblechkiste in Schwung.
Einmal abgehoben, fühle ich mich wie im 7. Fliegerhimmel. Langsam und majestätisch tuckert das erste Passagierflugzeug seiner Zeit gegen die Berge. Die Berggipfel der Dreitausender gleiten in Griffnähe an mir vorbei – ein traumhaftes Erlebnis. Auch den Piloten macht das Steuern des Veteranenflugzeugs sichtlich Spass. Als Passagier ist es erlaubt, ja erwünscht, sich zwischen den beiden Flugzeugführer im Cockpit aufzuhalten und sie bei der Arbeit – vielmehr bei ihrem Spass – zu beobachten. Vor lauter Staunen und Hochgefühl hätte ich beinahe vergessen, die unvergesslichen Bilddokumente zu schiessen.
Ein Fotoshooting mit jungen Menschen macht Spass. Voller Freude treffe ich die Jugendlichen, die sich zum Thema „Jung – mit Mut zum Hut“ ablichten lassen wollen.
Wie Profis stellen sie sich vor der Kamera in Pose – und das Erstaunliche, jeder nimmt auf Anhieb genau den Hut, der zu ihm passt. Ja, Hüte tragen kommt wieder in Mode – schmücken sich doch Künster und V.I.P.s vermehrt mit pfiffigen Kopfbedeckungen, so wie es die Queen von England seit Jahrzehnten zelebriert.